Post Time:Nov 12,2013Classify:Industry NewsView:477
Die steigenden Preise bei Erdgas, dem mit Abstand bedeutendsten Energietr?ger der Branche, treffen Polens Glasindustrie hart. Da 70 bis 80% der Produktion exportiert werden, macht der immerfort erstarkende Zloty den Betrieben noch zus?tzlich zu schaffen. Dass der Standort Polen aber weiterhin sehr attraktiv ist, zeigt die Investition von Euroglas in der Gemeinde Ujazd in der Sonderwirtschaftszone (SWZ) Lodz:Auf einem 52 ha gro?en Grundstück will dort die deutsch-schweizerische Gesellschaft eine komplette Glasproduktion aufbauen. Für das Investitionsprojekt sind Gesamtkosten in H?he von 723 Mio. Zl (rund 207 Mio. Euro; 1 Euro = 3,49 Zl im Durchschnitt des 1. Halbjahres 2008) veranschlagt worden. In der neuen Glashütte soll ab dem 3. Quartal 2009 im dann weltgr??ten Ofen zur Herstellung von Glas (mit einem Fassungsverm?gen von 1.000 t Glasmasse) Flach- und Profilglas hergestellt werden. Bis 2011 sollen dort 275 Menschen Besch?ftigung finden.Das Marschallamt der Woiwodschaft Lodz hat finanzielle Unterstützung zur Modernisierung der beiden Regionalstra?en 715 und 713, die an dem neuen Werk vorbei führen, zugesichert. Investitionen der Lodzer Gesellschaft PKP Energetyka in den Ausbau des lokalen Stromnetzes werden die Versorgung der neuen Glashütte sowie künftiger Investoren in der Region mit Elektroenergie sicher stellen. Der Marktanteil von Euroglas (Flachglas; Zentrale in Krakow) liegt 2008 etwa bei 10%.Zu den Branchengr??en z?hlen die Krosno-Gruppe (Wirtschaftsglas, technisches Glas und Glasfaser; fünf Betriebe im Südosten des Landes), Pilkington (vor allem Bauglas und Flachglas; Werk in Sandomierz) und Polfloat Saint-Gobain (Flachglas; Dabrowa Gornicza). Insgesamt gibt es in Polen knapp 100 Glashersteller, von denen rund ein Drittel Produktionskapazit?ten von über 20 t/Tag besitzt. Sie stellen j?hrlich rund 2,5 Mio. t Waren her, ihr Jahresumsatz übersteigt 6,5 Mrd. Zl. Allein in der Produktion besch?ftigen die Glashütten rund 35.000 Menschen; davon entfallen über 70% auf Hersteller von Wirtschaftsglas.Die Zukunft der Branche sieht nicht ganz schlecht aus, zumindest für die Gro?en darin. Denn zum einen steigt der Glasverbrauch auf dem heimischen Markt - der Pro-Kopf-Verbrauch von Glas ist in Polen erst halb so hoch wie in Deutschland. Zum anderen nimmt das ?kologische Bewusstsein der Bürger zu. Bereits vor zwei Jahren ist bereits jede fünfte in Polen hergestellte Glasverpackung aus Altglas entstanden. Für volle Auftragsbücher sorgen die hohe Weltnachfrage und die in vielen L?ndern Europas gewachsenen Anforderungen an die Isolationseigenschaften von Bauglas zur Steigerung der Energieeffizienz.Als bedeutende Produzenten von Glaswolle ergeben sich hieraus für polnische Betriebe gute Absatzchancen. Der L?wenanteil in Polen hergestellter Glaswaren f?llt aber auf Verpackungen, vor allem Flaschen und Glasgef??e aus gef?rbtem und ungef?rbtem Glas (gut 1,1 Mio. t im Jahr). Relativ dynamisch entwickelt sich in den letzten Jahren die Flachglasproduktion (knapp 0,9 Mio. t). Ob Prognosen eintreffen, nach denen sich der Output der polnischen Glasindustrie im Jahr 2012 auf über 3,5 Mio. t ausweiten soll, ist aber angesichts sich eintrübender Branchenaussichten zumindest fraglich. Denn steigende Preise bei Erdgas, dem mit Abstand bedeutendsten Energietr?ger der Branche, und bei Industriestrom sowie der immerfort erstarkende Zloty sowie der rapide wachsende Import von Billigglas aus Asien und Südamerika machen den Betrieben erheblich zu schaffen.Letztgenanntes Ph?nomen ist zumindest teilweise auch etwas hausgemacht: H?tten einheimische Glashütten vor zwei bis drei Jahren st?rker in Kapazit?tserweiterungen investiert, g?be es heute nicht den vielfach beklagten Mangel an Bauglas. Diesen überbrücken die Abnehmer mit Importen, vornehmlich aus China. Zuweilen auftretende Qualit?tsprobleme sind dabei nicht einmal das Hauptproblem, sondern die Logistik: Von der Bestellung bis zur Anlieferung ins Lager vergehen auf diese Weise zwei bis drei Monate. Das erfordert ein sehr pr?zises Liefermanagement und den Aufbau zus?tzlicher Sicherheits-Lagerbest?nde.Auch aus Indonesien, Vietnam, Brasilien und der Türkei wird immer mehr Glas importiert. Die Einfuhr von Glaswaren nimmt pro Jahr um 20% zu. über die H?lfte stammt aus Nicht-EU-L?ndern. Pressglas aus Indonesien ist inzwischen für einheimische Hersteller von Autoscheiben zu einer ernsten Bedrohung geworden. Ein weiteres Problem sind fehlende Arbeitskr?fte: Eine Berufsschulausbildung gibt es in diesem Bereich laut Auskunft des Arbeitgeberverbands "Polskie Szklo" (Polnisches Glas) kaum, lediglich einige werkseigene Schulen. Rekrutierungsprobleme haben insbesondere kleinere Glashütten, in denen der Anteil traditioneller Handarbeit relativ hoch ist.Die negativen Auswirkungen bekommen vor allem Produzenten von Wirtschaftsglas zu spüren, denn bei diesen betragen die Arbeitskosten nicht selten um die 50% der Gesamtkosten; Gas weitere 25%. Dazu kommt, dass diese Betriebe rund 70 bis 80% ihrer Produktion exportieren, den gr??ten Teil in die USA. Das Ausfuhrgesch?ft leidet zus?tzlich noch unter den Kursverlusten des US-Dollars (und Euros) gegenüber dem polnischen Zloty.Vertreter von Polskie Szklo befürchten den Verlust mehrerer Tausend Arbeitspl?tze in polnischen Glashütten. Die ersten Freisetzungen k?nnten schon bald folgen. Die b?rsennotierte Krosno-Gruppe will ihre Belegschaft (derzeit 3.500) sogar gleich um ein Drittel reduzieren - und dadurch monatlich 2 Mio. Zl einsparen. Die Gewerkschaften haben bereits massiven Widerstand angekündigt. Krosno will sich zunehmend aus der immer unrentabler werdenden Produktion von Wirtschaftsglas zurückziehen und stattdessen st?rker den Handel mit und die Verkaufsf?rderung von Markenprodukten forcieren.Die Kostenprobleme treffen alle Glashütten. Deshalb wollen die Produzenten ihre Kr?fte bündeln, um die Regierung vom Ernst der Lage zu überzeugen. Auf ihren Vorschlag, die Gastarife zu ?ndern und Betriebe, die Glas in Handarbeit herstellen, von Beitr?gen zum Staatlichen Fonds für die Rehabilitation Behinderter (PFRON) freizustellen, hat das Wirtschaftsministerium aber bisher noch nicht reagiert. Von Mai 2007 bis April 2008 ist der Wert der an der B?rse notierten Glashersteller um rund ein Drittel gesunken. Die Kapitalisierung einheimischer b?rsennotierter Firmen ist im gleichen Zeitraum um 14% zurückgegangen. Besonders stark verloren hat Krosno, die seither knapp 53 Mio. Zl eingebü?t hat. Der Marktwert der Glashütte Irena ist im besagten Zeitraum um ein Fünftel gesunken.Glas und Glaswaren: Jahresums?tze aus inl?ndischer Produktion (Mrd. Zl) 2003:5,30, 2004: 6,03, 2005: 6,06, 2006: 6,63Pro-Kopf-Verbrauch von Glasverpackungen in ausgew?hlten L?ndern Europas (kg) Irland: 216, Schweden: 200, Deutschland: 193, Frankreich: 193, Polen: 85Polen: Import von Glas und ausgew?hlten Glaswaren (Mio. Zl) Warengruppe (SITC-Pos.) Import . Davon aus Deutschland Glas (664) 1.919,6 714,2 Glaswaren (665) 691,7 181,0 Floatglas und Flachglas (7005) 578,9 254,0 Sicherheitsglas aus vorgespanntem oder Verbundglas (7007) 530,8 222,5 Glasspiegel, auch eingerahmt, einschlie?lich Rückspiegel (7009) 160,5 36,6 Glaswaren für Esszimmer und Küche, Toilette und Büro (7013) 227,5 32,2 Fiberglas einschlie?lich Glaswolle und Waren daraus (7019) 487,2 106,9 02.09.2009, Arbeitgeberverband Polnisches Glas
Source: http://www.glassglobal.com/news/polens_glasindustrie_unter_druck-13037.htmlAuthor: